Zum 90. Todestag von König Friedrich August III.

 (geboren am 25. Mai 1865 - verstorben am 18. Februar 1932)

Dietrich Noack

 

Anlässlich des 90. Todestages des letzten sächsischen Königs, Friedrich August III., ist eine DVD im Handel, die Dank des vorhandenen Filmmaterials einen anschaulichen Beitrag zur sächsischen Geschichte bietet. Ein besonderer Dank gilt dem Dresdner Filmemacher Ernst Hirsch, aus dessen Archiv das verwendete Film- und Bildmaterial stammt. Es wird ein recht guter Eindruck über sein Familienleben, seine Liebe zur Jagd und seine Volkstümlichkeit vermittelt.   Seine Rolle als Staatsmann und Soldat ist dabei leider etwas zu kurz gekommen. Deshalb soll in diesem Beitrag darauf näher eingegangen werden.

 

 

Friedrich August III. als Staatsmann

 

 Friedrich August wurde 1904, nach dem Tod seines Vaters Georg, letzter sächsischer König. Es war jene Zeit als sich im deutschen Kaiserreich die innen- und außenpolitischen Verhältnisse brisant zuspitzten. Deutschland hatte England wirtschaftliche überholt. Sachsen hatte durch seine wirtschaftliche Stärke dazu einen nennenswerten Beitrag geleistet. Besonders das enorme Anwachsen der Städte mit Industriearbeitern und die schlechten Arbeitsbedingungen führte zu Auseinandersetzungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Sachsen bezeichnete man als „Rotes Königsreich“, weil die Sozialdemokratie besonders erfolgreich war. Außenpolitisch wurde „der Platz an der Sonne“ angestrebt und die Folge war die zunehmende Isolierung des Reiches und seiner Bundesstaaten. Unter diesen Bedingungen war Friedrich August stets um den Ausgleich bemüht.  Seine Begegnungen mit dem Volk während zahlreicher Reisen durch das Land und seine vielfältigen Auslandsaufenthalte, machten ihn zu einem bekennenden Befürworter fortschrittlicher Ideen und Initiativen. Der Landeshistoriker Blaschke: „Er war ein Mann, der über der Tagespolitik und dem Streit der Parteien stand und eine Würde besaß, die vom Volk anerkannt wurde.“ (Blaschke, der Fürstenzug zu Dresden, S. 211) So unterstützte er seinen Finanzmister in dem Bestreben, einen soliden Haushalt zu führen. Bereits in den Jahren 1906/07 konnte ein Überschuss von 112 Millionen Mark erzielt werden. In Einem Vortrag an der Universität Leipzig bekannte er sich, auf seinen Großvater König Johann verweisend, für die Wissenschaft und die Bedeutung der Alma Mater zur Heranbildung der Geistlichen, Richter, Gelehrten und Ärzte in seinem Sachsen. Ebenso wertschätzend zeigte er sich während seiner Besuche in Chemnitz dem „sächsischen Manchester“, der Hochburg der Textilindustrie und des Maschinenbaues. Auch kleinere Städte und Gemeinden zählten stets zu seinem Reiseprogramm. 1909 war er z.B. in der Stuhlbauerstadt Rabenau, um dort die 2. Gewerbeausstellung   zu besuchen und sich in der „sächsischen Holzindus-triegesellschaft“ die damals noch relativ neue Methode des Holzbiegens vorführen zu lassen.  Diese Besuche bei der „Fabrikbevölkerung“, wie er die Arbeiter und Angestellten nannte, führte auch dazu, dass er ein Verfechter eines gerechteren Wahlrechtes wurde. In einer Thronrede von 1907 erklärte er, dass er die unmittelbare Beteiligung aller Volksschichten am Staatsleben wünsche. 1909 wurde das neue Wahlgesetz verabschiedet. Danach konnte nunmehr jeder männliche Sachse ab dem 25. Lebensjahr an der Landtagswahl teilnehmen. Das war ein enormer Fortschritt gegenüber dem in Preußen noch bestehenden Dreiklassen-Wahlrecht. Rückblickend hat der „Dresdner Anzeiger“ am 19.02.1932 dazu geschrieben: „Schon in den ersten Jahren des Königs Friedrich August III. wurde das Wahlrecht umgestaltet, sodass nunmehr die Sozialdemokratie in die zweite Kammer gelangen konnte.“ Sein Verhältnis zum arbeitenden Volk schien so gut gewesen zu sein, dass den Überlieferungen zufolge, ihm nach seinem Verzicht auf die Krone, von den Sozialdemokraten, die Präsidentschaft für die freie Republik Sachsen angeboten wurde. Er verstand es auch, wie seine Vorgänger, die Könige Johann, Albert und Georg, das gute Verhältnis zu Berlin und Wien fortzuführen.

 

 

Friedrich August III. als Soldat

 

Man sagt Friedrich August III. hätte zwei Leidenschaft gehabt: Die Liebe zur Jagd und zum Militär. Mit dem 12. Lebensjahr wurde er als Unterleutnant in das Leibgarderegiment Nr. 100 aufgenommen. Allerdings begann seine reguläre Dienstlaufbahn erst 1883 nach erfolgreicher Reifeprüfung in der 7. Kompanie des Leibgarderegiments Nr. 100 als Oberleutnant. Es folgten Verwendungen bei der Kavallerie, der Artillerie und im Quartierwesen. 1887 kehrt er zurück zur 7. Kompanie und wird als Hauptmann Kompaniechef, 1889 Kommandeur des 1. Bataillons des Leibgarderegiments Nr. 100, 1894 als Generalmajor Kommandeur der 45. Infanteriebrigade und gleichzeitig verantwortlich für die Heranbildung von Unteroffizieren und Offizieren. 1898 übernahm er als Generalleutnant die Infanteriedivision Nr. 23 und schließlich 1902 bis 1904 den Befehl über das XII. Armeekorps im Range eines Generals der Infanterie. Man kann sagen, dass ihm in seiner Offizierslaufbahn nichts geschenkt wurde und er sich gewissermaßen von der Pike auf hochdiente. Der Höhepunkt seiner militärischen Laufbahn war 1912 die Verleihung des Ehrentitels eines preußischen Generalfeldmarschalls durch Kaiser Wilhelm II. nach einem sehr erfolgreich verlaufenden kaiserlichen Manöver in Sachsen. Das sächsische Militärwesen stand zu jener Zeit weiter unter dem Einfluss der „Militärkonvention“, die seit 1867 das Verhältnis zwischen Sachsen und Preußen festlegte. Die gesellschaftliche Stellung des Offiziers wurde erheblich aufgewertet und der preußische Militarismus war auch in Sachsen zu spüren. Sichtbar u.a.  an dem übernommenen preußischen Exerzierreglement und der Pickelhaube. Des Klima passte zu Friedrich August´s  Zuneigung zum Soldat sein. Er liebte die Uniform, die Paraden, Manöver und die militärische Exaktheit. Er soll ein sehr guter Reiter gewesen sein. Aber er war wohl kein strategisch denkender Feldherr und auch kein Kriegsheld.

 

 

Friedrich August III: während des Ersten Weltkrieges

 

Als eines der 25 Bundesstaaten des deutschen Kaiserreiches wurde Sachsen voll in diesen Krieg mit allen Konsequenzen einbezogen. An der Bewilligung der Kriegskredite hatten die sächsischen sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten gemäß ihrer großen Anzahl einen wesentlichen Anteil. Friedrich August zeigte sich patriotisch und motivierte seine Soldaten zu einem heldenhaften Verhalten. Gleichzeitig beteiligte er sich an den Plänen zur Erweiterung des Reichsgebietes in Richtung Baltikum im Falle eines Sieges. Nach einigem Hin und Her sollte demnach Sachsen Litauen zugesprochen werden. Obwohl Friedrich August eine solide Offizierslaufbahn absolviert hatte, stellte er sich im Ersten Weltkrieg nicht an die Spitze seiner Armee, sondern überließ die Funktion des Befehlshabers seinem Kriegsminister Generaloberst Max von Hausen. Von Hausen wurde allerdings bereits nach wenigen Wochen am 09.September 1914 von dem preußischen Generaloberst Karl von Einem abgelöst. Die Aktivitäten des Königs beschränkten sich auf immerhin 16 Besuchen an der Front zur moralischen Aufmunterung der Truppe und zu karitativen Besuchen der sächsischen Soldaten in den Lazaretten. Seine zunehmende Kriegsmüdigkeit hatte sich wohl herumgesprochen, sodass die Hansestadt Hamburg und die Fürstentümer Reuß an ihn herangetreten sind, um einen Antrag zur Beendigung des Krieges mit einem Verständigungsfrieden zu unterstützen und im Bundesrat vorzustellen. Noch vor Eintritt der USA in den Krieg übernahm Friedrich August im März 1918 diese Aufgabe. Aber bekanntlich ohne Erfolg, denn der Große Generalstab unter Ludendorff und Hindenburg glaubten immer noch an einen Siegfrieden. Seine humanitäre Einstellung zeigte Friedrich August auch am Ende seiner Herrschaft indem er seiner Armee und Polizei verbat, Schusswaffen gegen die Arbeiter und Soldatenräte einzusetzen. Am 13. November 1918 verzichtete Friedrich August auf den Thron. Dieser Beitrag soll darauf hinweisen, dass der letzte sächsische König nicht nur ein gemütlicher und volkstümlicher König, sondern auch ein ernsthafter und verantwortungsbewusster Landesherr war. Der bereits an anderer Stelle zitierte Landeshistoriker Blaschke fasste es so zusammen: „Das landläufige Bild von Sachsens letztem König ist durch die vielen im Volke umlaufenden Anekdoten verniedlicht, getrübt und auch verzerrt worden. Bei genauem Hinsehen erweist er sich als ein ernst zu nehmender Mensch, den das Schicksal in ein hohes Amt gestellt hat, das er aber pflichtschuldig angenommen und nach besten Kräften ausgefüllt hat. Es war eine gute Fügung, dass der letzte regierende Wettiner ein Friedrich August III. war, der dem Königtum in Sachsen einen guten Abgang und ein gutes Gedenken verschafft hat.“ (Blaschke, der Fürstenzug zu Dresden , Seite 212) Und das sächsische Volk dankte es ihm mit einer überwältigen Teilnahme an seiner Beisetzung im Jahre 1932.